Bach revisited
J.S. Bach Partita E-Dur, BWV 1006
1. Preludio 2. Loure 3. Gavotte en Rondeau
4. Menuet I & II 5. Bourée 6. Gigue
Eugène Ysaÿe Sonate No. 2
1.Obsession 2. Malinconia
3. Danse des Ombres 4. Les Furies
Eugène Ysaÿe Sonate No. 3 ,,Ballade" (nur 2022)
J.S. Bach Partita d-Moll, BWV 1004
1. Allemanda 2. Corrente 3. Sarabanda
4. Giga 5. Ciaccona
H.I.F. Biber Passacaglia
,Der Schutzengel als Begleiter des Menschen'
Improvisationen als Einleitungen, Intermezzi oder Exkurse
Eine Reise durch diesseitige und jenseitige Welten
Ein Panorama von Klangfarben, Formen und Stimmungen entfaltet sich in den Werken von Bach, Ysaÿe und Biber. Ausgangs- und Zielpunkt sind Bachs Partiten für Violine solo; sie spiegeln sich wider in Ysaÿes dramatisch-expressiven Sonaten aus dem Jahre 1923. Mit Bibers Passacaglia ,,Der Schutzengel als Begleiter des Menschen" sowie improvisatorischen Elementen spannt sich der Bogen über dreieinhalb Jahrhunderte Ausdruck menschlichen Empfindens und Erlebens.
Alle diese Stücke loten die klanglichen und spielerischen Möglichkeiten der Violine aus; sie gehören zu den scheinbar zeitlosen Werken, die in jeder Generation neu erkundet werden. Kurze Improvisationen ergänzen das Programm, leiten manche der Stücke ein, kommentieren und reflektieren sie.
Die ,,Schutzengel-Passacaglia" von Biber eröffnet in 64 Variationen immer neue farbenreiche Facetten des immer gleichen, immer präsenten Grundmotivs.
Die extrem kontrastreichen Sonaten von Ysaÿe bewegen sich klanglich zwischen Romantik und Moderne. Sie beziehen sich auf Bach, zitieren ihn, verweben Motive aus einer mittelalterlichen Totensequenz und verwandeln alles in eine wilde Reise durch die Nachtseiten seelischer Zustände.
Bei Ysaÿe wie auch bei Bach wird ein Kaleidoskop von Affekten hör- und erlebbar in schmerz-haften Dissonanzen und vollkommenen Harmonien. Geisterhaft fahle Farben stehen warmen Klangverschmelzungen gegenüber, perlende Läufe wechseln mit Momenten tiefer Ruhe.
Bachs Partiten versammeln französische und italienische Tänze teils spanisch-deutsch-irischer Herkunft und münden in die kunstvolle Polyphonie der Ciaccona. Geschrieben 1720, im Todesjahr seiner Frau Maria Barbara, wird dieses Werk oft verstanden als Epitaph, eine Art musikalischer Grabspruch.
In den Worten von Johannes Brahms:
,,Die Chaconne ist mir eines der wunderbarsten, unbegreiflichsten Musikstücke. Auf ein System für ein kleines Instrument schreibt der Mann eine ganze Welt von tiefsten Gedanken und gewaltigsten Empfindungen. Hätte ich das Stück machen, empfangen können, ich weiß sicher, die übergroße Aufregung und Erschütterung hätten mich verrückt gemacht."